ICH ALS GROSSPROJEKT


Der Berliner Großflughafen. Die Elbphilharmonie. Das Stadtschloss. Großprojekte stecken in der existentiellen Krise. Heißt es bald nicht mehr Ödipuskomplex, sondern Elbphilharmonie-Hysterie oder Stadtschloss-Depression?
Ich als Großprojekt schlägt den Bogen von der Psychodrama-Therapie zum planerischen Größenwahn. Fehlplanungen, Korruption, Baustoffmängel, Bürgerproteste – immer wieder treten neue Krisen auf. Sind sie vielleicht nur die Symptome einer ursächlichen Fehlentwicklung – einer Art Psychose, die Projekte dieser Größenordnung regiert? Eine Selbsthilfegruppe nimmt die Vorlage wörtlich und stellt fest, dass die Großbaustelle als Therapieform ganz neue Möglichkeiten bietet: Ich als Großprojekt kann in aller Öffentlichkeit scheitern. Was für die öffentliche Hand ein Desaster ist, wird für das gestresste moderne Subjekt zur Entlastung: Wir alle sind Flughafen.

Ich als Großprojekt wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats März 2015 gewählt.

Mit Helene Grass, Stephan Grossmann, Winnie Böwe, Wilfried Hochholdinger u. a.
Text: Till Müller-Klug
Regie: Thomas Wolfertz
Dramaturgie und Redaktion: Isabel Platthaus
Gefördert durch ein Stipendium der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen.
Länge: 53 Min.
Produktion: WDR, Ursendung: 17.03.2015