Der Berliner Großflughafen. Die Elbphilharmonie. Das Stadtschloss. Großprojekte stecken in der existentiellen Krise. Heißt es bald nicht mehr Ödipuskomplex, sondern Elbphilharmonie-Hysterie oder Stadtschloss-Depression?
Ich als Großprojekt schlägt den Bogen von der Psychodrama-Therapie zum planerischen Größenwahn. Fehlplanungen, Korruption, Baustoffmängel, Bürgerproteste – immer wieder treten neue Krisen auf. Sind sie vielleicht nur die Symptome einer ursächlichen Fehlentwicklung – einer Art Psychose, die Projekte dieser Größenordnung regiert? Eine Selbsthilfegruppe nimmt die Vorlage wörtlich und stellt fest, dass die Großbaustelle als Therapieform ganz neue Möglichkeiten bietet: Ich als Großprojekt kann in aller Öffentlichkeit scheitern. Was für die öffentliche Hand ein Desaster ist, wird für das gestresste moderne Subjekt zur Entlastung: Wir alle sind Flughafen.
Ich als Großprojekt wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats März 2015 gewählt.
Mit Helene Grass, Stephan Grossmann, Winnie Böwe, Wilfried Hochholdinger u. a.
Text: Till Müller-Klug
Regie: Thomas Wolfertz
Dramaturgie und Redaktion: Isabel Platthaus
Gefördert durch ein Stipendium der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen.
Länge: 53 Min.
Produktion: WDR, Ursendung: 17.03.2015
Euroskepsis, Schuldenkrise, Wirtschaftseinbrüche: Europa steht kurz vor der Eurokalypse. Doch der EU-Politiker Christoph Sonthofen stellt sich den historischen Herausforderungen. Mit radikalen Maßnahmen und Kampagnen will er eine neue Europabegeisterung entfachen: You are Europe! Dass einem dieser Spruch nur zu bekannt vorkommt – umso besser! Denn Sonthofen hat erkannt: Im Plagiat liegt die Zukunft Europas. Guttenberg & Co. waren nur nicht selbstbewusst und konsequent genug. Im großen Stil kopieren und plagiieren – das ist das Gesetz der Stunde. Deshalb setzt sich dieses Hörspiel auch das ehrgeizige Ziel, so viele Plagiate wie möglich zu verwenden.
Europa, eine Plagiate-Sage wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats Februar 2012 gewählt.
Mit Matthias Matschke, Nina Petri, Marleen Lohse, Martin Brambach, Axel Wandtke, Josef Tratnik, Marietta Bürger, Steve Hudson, Isabella Archan u. a.
Text: Till Müller-Klug
Regie: Thomas Wolfertz
Regieassistenz: Gerrit Booms
Dramaturgie und Redaktion: Isabel Platthaus
Gefördert durch ein Stipendium der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen.
Länge: 55 Min.
Produktion: WDR, Ursendung: 07.02.12
Wie sähe eine Welt aus, in der sich Sprachen nicht selbst entwickeln sondern entwickelt werden? Das Sprachlabor Babylon ist der führende Entwickler auf dem Markt. Kunstsprachen wie „Hochleistungsdeutsch“ oder „Überzeugungszunge“ sind seine erfolgreichen Produkte, die sich der Kunde direkt vom Mobiltelefon in das Sprachzentrum des eigenen Gehirns übertragen lässt. Für jede Lebenssituation die passende Sprache. Wer sich die teuren Sprachprodukte nicht leisten kann, ist auf die öffentlich subventionierte Sparsprache angewiesen. Und deren Verteilung wird streng rationiert – denn „Wortschatz“ hat buchstäblich mit Reichtum zu tun. Aber auch die Sprachwirtschaft ist anfällig für Krisen und subversive Verbalattacken…
Sprachlabor Babylon erhielt den Kurd-Laßwitz-Preis 2012 und war nominiert für den Deutschen Hörbuchpreis 2014.
Mit Lavinia Wilson, Matthias Matschke, Maren Kroymann, Daniel Wiemer, Detlev Blanke, Quio u.a.
Text: Till Müller-Klug
Regie: Thomas Wolfertz
Musik: Ekkehard Ehlers und Quio
Dramaturgie und Redaktion: Isabel Platthaus
Gefördert durch ein Stipendium der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen.
Länge: 49 Min.
Produktion: WDR, Ursendung: 17.05.2011
“In den von Regisseur Thomas Wolfertz rasant geschnittenen Dialogen, die durch Ekkehard Ehlers’ wunderbar abgehackten Elektro-Soundtrack noch beschleunigt werden, erzählt Till Müller-Klug auf höchst unterhaltsame und intelligente Weise davon, wie literarische Sprachproduktion funktioniert, und vor allem, dass Sprache politisch ist. Das wissen nicht nur die „Weltverschmutzer” (Frederic Beigbeder, 39,90) in den Werbe- und Marketingagenturen, sondern das weiß auch die Gedankenpolizei der Political Correctness. `Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt´, wird Ludwig Wittgenstein zitiert, und plötzlich wird klar, worum es der INS, die man unschwer als Abwandlung der real existierenden „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” – einer Propagandaagentur des bundesdeutschen Neoliberalismus – erkennen kann, eigentlich geht: um immer engere Grenzziehungen und damit letztlich um Freiheitsberaubung.
`Nämlich die Worte müssen rein bleiben. Denn […] die Worte fallen in das Getriebe der Welt uneinholbar kenntlich machend die Dinge oder unkenntlich´, sagte Heiner Müller. Auch Till Müller-Klug weiß, dass die Worte das Entscheidende sind und die Fülle der Subtexte, die durch sein sprachmächtiges Hörspiel gehen, macht es – und hier schalten wir den Superlativ-Eliminator aus – nicht nur zu seinem bislang besten, sondern auch zu einem der anregendsten Sprachspiele der gegenwärtigen Hörspielszene überhaupt.”
Jochen Meißner, FUNKKORRESPONDENZ, 27.05.11
“Am Anfang hörst du meine Stimme und denkst, ich bin ein Ohrwurm. Bloß der Name des Liedes will dir nicht einfallen. Woher kennst du mich? Bin ich ein auferstandener Refrain aus den Achtzigern, Siebzigern oder Zwanzigern des letzten Jahrhunderts? Irgendwann wird dir klar: ich bin kein Ohrwurm, ich bin ein sprechender Hirnwurm. Nicht in deine Wohnung, in deinen Kopf bin ich eingezogen. Du weißt: Ich bin gefährlich. Wer mir zu lange zuhört, kann verrückt werden.
Hör nicht auf mich.
Hör nicht auf mir zuzuhören.”
Eine Stimme summt eine kleine Melodie und spricht zu jemandem, von dem bis zum Schluss nichts zu hören sein wird. Sie überschüttet ihn mit Fakten und guten Ratschlägen zum Phänomen des Stimmenhörens. Zwischen Wirt und Parasit entspinnt sich ein ungleicher Kampf …
Mit Vincent Leittersdorf und Katja Reinke
Text: Till Müller-Klug
Regie: Stephan Heilmann
Musik: Philipp Schaufelberger
Länge: 36 Min.
Produktion: Schweizer Radio und Fernsehen, Ursendung: 04.03.2009
Wiederholung: 21.05.2011 DRS2
3 bis 5 Prozent der Deutschen hören Stimmen. Das kann beängstigend sein oder auch tröstlich. Die Musikerin Bernadette La Hengst hört eine ganz besondere Stimme: die des deutschen Innenministers. Und das ist ziemlich anstrengend. Er mischt sich beim Musikmachen ein, zettelt verfängliche Tischgespräche an und will eine neue Politik-Technologie verbreiten. Freiheit durch oder ganz ohne Sicherheit? Den obersten Schirmherrn der inneren Sicherheit im Kopf zu haben – da kann man ganz schön unsicher werden …
Die Kunstfigur des inneren Innenministers ist zu 100 Prozent aus O-Tönen zusammengesetzt.
Mit Bernadette La Hengst, Claudia Wiedemer, Cornelius Schwalm, Malika Ziouech, Henrik Kuhlmann, Frank Willmann, Anne Hahn, Britta Steffenhagen
Text, Realisation und Produktion: Till Müller-Klug und Bernadette La Hengst
Gefördert durch ein Stipendium der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen.
Länge: 54 Min
Autorenproduktion, Ursendung: 28.10.2008 WDR 1LIVE
Wiederholungen: 10.11.09 coloRadio, 12.07.09 NDR, 24.11.09 Radio Z, 18.09.09 Radio Bremen, 14.08.09 Deutschlandradio Kultur, 26.04.09 RBB, 18.12.08 Radio Dreyeckland, 10.11.08 WDR3
Wäre es nicht praktisch, wenn man rund um die Uhr persönliche Berater für alle Lebenslagen zur Verfügung hätte? Alles möglich dank dem Lebensnavigationssystem LENA! Nachdem die Schnittstelle Mensch-Maschine in den letzten Jahren entscheidend verbessert wurde, steht dem direkten Datentausch zwischen Hardware und Wetware nichts mehr im Weg. Per Neuro-Implantat kommuniziert LENA exklusiv und streng vertraulich mit ihrem Benutzer: einschmeichelnde Stimmen geben unerlässliche Ratschläge – live und direkt in Ihrem Kopf!
Wahlweise können verschiedene Orientierungshilfen aktiviert werden: „LENA Betriebssystem“ gibt nützliche Tipps und Tricks im Alltag, „LENA Karriereblitz“ berät beim beruflichen Senkrechtstart, „LENA beste Freundin“ hilft bei Beziehungsfragen, „LENA Inspirator“ optimiert die Gefühlslage. Die Einsatzmöglichkeiten dieses intelligenten und einfühlsamen Systems sind nahezu grenzenlos. Testen Sie LENA jetzt und genießen Sie das Privileg einer kompetenten Rundumberatung, von der sonst nur ausgewählte Führungspersönlichkeiten profitieren. Die Weisheit der Welt im eigenen Kopf – dank LENA.
Mit Jens Münchow, Susanne Reuter, Isis Krüger, Barbara Schwarz, Lisa Sommerfeld, Laura Tonke, Siemen Rühaak, Angelika Bartsch, Christoph Müller, Torsten Ranft, Stefanie Mühle u.a.
Text: Till Müller-Klug
Regie: Thomas Wolfertz
Technische Realisation: Brigitte Angerhausen und Mechthild Austermann
Regieassistenz: Michael Ogrizek
Dramaturgie und Redaktion: Isabel Platthaus
Gefördert durch ein Stipendium der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen.
Länge: 43 Min.
Produktion: WDR, Ursendung 22.05.2007 WDR 1LIVE
Wiederholungen: 01.06.08 NDRinfo, 20.+21.01.08 BR, 07.01.08 Deutschlandradio Kultur, 11.06.07 WDR3
„Guten Tag, mein Name ist mein MultiJOB, Version eins punkt eins. Ich bin ein innovatives und einfühlsames Arbeitsvermittlungsprogramm. Kommen Sie mich besuchen in Ihrer örtlichen Arbeitsagentur! Wir suchen noch engagierte Probanden für unser Pilotprojekt DIE NEUE FREUNDLICHKEIT.“
Systemwechsel in der Arbeitsagentur, und alle packen mit an. Und wer nicht will, wird angepackt. Denn neben der hocheffizienten, freundlichen Vermittlungssoftware MultiJOB gibt es noch die hocheloquente, freundliche Fußfessel Freddie, die für den vermittlungsresistenten Langzeitarbeitlosen immer einen aufmunternden Ratschlag parat hat: „Wir alle stehen in einem fairen und fröhlichen Wettbewerb“. Im Zeichen der NEUEN FREUNDLICHKEIT geht auch Bereichsleiterin Sylvia Novak neue Wege. Sie engagiert eine arbeitslose Motivationstrainerin, gestaltet eine neufreundliche Vermittlungslounge und lässt Bewerbungsgesänge einüben. Und als auch das nicht ausreicht, um sich in den Top 100 des Vermittlungsrankings zu halten, vereinigt sie kurzerhand die Arbeitsvermittlungssoftware MultiJOB mit dem Partnervermittlungsprogramm MaxiLOVE.
Mit Daniela Hoffmann, Petra Zieser, Gunda Aurich, Ingo Hülsmann, Bastian Trost, Bernadette La Hengst, Robert Gallinowski u. a.
Text: Till Müller-Klug
Regie: Thomas Wolfertz
Musik: Holosud und Bernadette La Hengst
Dramaturgie und Redaktion: Isabel Platthaus
Länge: 48 Min.
Produktion: WDR, Ursendung 25.04.2006 WDR 1LIVE
Wiederholungen: 14.07.09 WDR, 05.07.09 SR, 03.05.07 NDRn-joy, 29.04.07 NDRinfo, 15.05.06 WDR3
Reden können viele. Reden halten ist schon schwerer. Es sei denn, Sie hören die selbstmotivierende Live-Sendung nach amerikanischem Vorbild: BE A POPSTAR POPULIST! Hier kommen alle zu Wort: Rede-Profis und Plaudertauschen, mutige Amateure und spontane Anrufer, Menschen mit Botschaft und Möchtegerns mit Macke, Heldinnen und Helden der Überzeugungsarbeit. Keine Aussprache ist zu feucht und kein Kunstgriff bleibt unversucht: von perfide populistisch bis zärtlich zutextend, von süßlich suggestiv bis sinnlich säuselnd, von rattenfängerisch bis revoltierend.
BE A POPSTAR POPULIST! steigert das kommunikative Können und verrät die neuesten Redetricks, sowohl für den privaten, als auch für den politischen Gebrauch. Erleben Sie die Wirkung hautnah: Mit einer Hörerin der ersten Stunde, die sich heute “Die Liebespopulistin” nennt. Wo immer sie auftaucht, ob im Fünfsternehotel, im Sozialamt oder in der Fußgängerzone, hält sie aufrüttelnde Reden zur Lage unserer Emotion und macht mit “pyromantischen” Liebesliedern Furore.
Mit Bernadette La Hengst, Cornelius Schwalm, Nixe, Verena Unbehaun, Bettina Scheuritzel, Caroline Peters, Claudius Hagemeister, Claudia Wiedemer, Henrik Kuhlmann, Claudia Splitt, Ekkehard Ehlers, Werner Kroisinger u.a.
Text und Realisation: Till Müller-Klug und Bernadette La Hengst
Dramaturgie und Redaktion: Isabel Platthaus
Länge: 53 Min
Produktion: WDR, Ursendung: 28.09.04 WDR 1LIVE
Wiederholungen: 23.04.10 SWR2, 25.02.08 WDR3, 05.02.08 WDR 1LIVE, 16.09.05 RBB, 11.02.05 BR2, 18.10.04 WDR3
„Seit ich meinen Job los bin, macht er mir wieder Freude.“
Phantomarbeit handelt von Menschen die ihren Job verlieren und es niemandem erzählen. Sie gehen weiter morgens aus dem Haus und täuschen Arbeit vor. Täglich bläht sich ihre Lüge weiter auf. Pünktlich zum Feierabend treten sie aus einem abgelegenen Café den Heimweg an. Zuhause müssen die ausgeklügelten Ausreden von gestern weitergestrickt und dem aktuellen Tagesgeschehen angepaßt werden. Einsatz, Disziplin, geballte Kreativität und immer gewagtere Winkelzüge werden abverlangt, um vor Familie und Freundeskreis die Scheinbeschäftigung nicht zu verlieren und das Zuschnappen von Schuldenfallen zu verzögern …
Mit Boris Aljinovic und Bettina Engelhardt
Text: Till Müller-Klug
Regie: Alexander Schuhmacher
Dauer: 51 Min.
Produktion: Deutschlandradio Berlin, Ursendung: 12.01.2004
Wiederholungen: 01.02.06 DRS2, 05.12.04 NDRinfo
Die Freundin eines Elektronikbastlers steht unter Strom: ein Gerätegeschwür wächst und wuchert in der gemeinsamen Wohung, verschlingt Geld und verdrängt Gefühle. Ein knisterndes Konfliktfeld elektrischer und emotionaler Spannungen, in dem die Gedankensenderin nach Auswegen sucht …
Mit Meriam Abbas
Text: Till Müller-Klug
Regie: Renate Pittroff
Musik: Christoph Theiler
Dauer: 30 Min.
Produktion: Deutschlandradio Berlin / ORF, Ursendung Deutschlandradio Berlin: 07.10.2002
Wiederholungen: 16.07.04 BR2, 25.11.03 Ö1, 31.03.03 WDR3, 1103.03 WDR 1LIVE